Das Lesenlernen ist ein wichtiges Ziel für die Kinder in der Grundschule. Lesen ist eine Kulturtechnik, die jeder beherrschen sollte, in der Flut der digitalen Medien, heute mehr denn je.
Wie Lesen funktioniert
Am Leseprozess sind viele verschiedene Regionen in unserem Gehirn beteiligt. Wichtig für das Lesen sind unter anderem die Augen. Die Sehfähigkeit und die Verarbeitung des Gesehenen sind beim Lesenlernen von entscheidender Bedeutung. Wie viele Buchstaben wir mit den Augen auf einen Blick erfassen können, wie das Auge mit Blicksprüngen über die Lesezeilen springt und wie lange es dauert, das Gesehene zu verarbeiten, sind alles Faktoren, die das Lesen beeinflussen. Eine wichtige Rolle spielt beim Lesen zum anderen auch die Hörverarbeitung, denn die Kinder müssen jedem geschriebenen Buchstaben einen gesprochenen Laut zuordnen, um Wörter entschlüsseln zu können. Die Kinder brauchen daher besonders am Schulanfang häufige Gelegenheiten, die gesprochene Sprache mit der Schrift zu verbinden. Sie müssen den Laut immer wieder hören, der zu dem zu lesenden Buchstaben passt, um diese Verbindung zu verinnerlichen.
Wenn es Probleme mit den Wahrnehmungsfähigkeiten gibt, sollten Eltern mit ihrem Kind einen Facharzt aufsuchen, damit der Leselernprozess erfolgreich gelingen kann. Wir beraten die Familien dazu gerne.
Eine weitere wichtige Fähigkeit, die Kinder brauchen, damit das Lesenlernen gut funktioniert, ist die Merkfähigkeit. Kinder müssen sich beim Lesen, Buchstaben, Lautfolgen und Wortbilder einprägen können, um diese später wieder abzurufen. Im Verlauf des Leseerwerbs werden immer mehr Wörter im sogenannten mentalen Lexikon abgespeichert. Zu lesende Wörter werden dann mit diesem inneren Wortspeicher verglichen und als Ganzes wiedererkannt und gelesen. Die Merkfähigkeit wird bereits im Vorschulalter trainiert mit Merkspielen, Liedern, Abzählversen und Reimen. Spielerische Aufgaben in diesem Bereich mögen die meisten Kinder und sie sind immer auch eine gute Unterstützungsmöglichkeit für zu Hause.
Neben der Laut-Buchstaben-Zuordnung und Merkfähigkeit müssen Kinder beim Lesen ein Wort durchgliedern können. Hierzu ist die Arbeit mit Silben eine hilfreiche Methode. Die Kinder lernen dabei, wie Wörter aufgebaut sind und wie sie Wörter über bedeutungstragende Einheiten lesend erfassen können.
Leseförderung
Um einen guten Start in den Erwerb der Schriftsprache zu gewährleisten unterstützen wir von Anfang an die Merkfähigkeit der Kinder und knüpfen an vorhandene Fähigkeiten aus der Vorschulzeit an (siehe auch unser Vorschulprogramm „Fit für den nächsten Schritt“). Im Anfangsunterricht finden auch Übungen zur sogenannten phonologischen Bewusstheit ihren Platz, die die Aufmerksamkeit von der Wortbedeutung auf formale Aspekte und den Klang der Sprache richten. Zum Teil diagnostizieren wir den Lernstand der Kinder im Anfangsunterricht mit dem Münsteraner Screening, um die individuelle Förderung genau an die Bedürfnisse der Kinder anzupassen.
Um den Leselernprozess zu unterstützen, legen wir viel Wert auf eine gesicherte Laut-Buchstaben-Zuordnung. Wir geben den Kindern dazu Hilfen, wie beispielsweise Lautgebärden, Hinweise zu Mundstellungen oder zur Lautbildung. Bei der Einführung der Laute berücksichtigen wir den jeweiligen Schwierigkeitsgrad in der Lautbildung. Klangähnliche und visuell ähnliche Laute / Buchstaben werden nicht unmittelbar hintereinander gelernt (R. Hemmung). Die Kinder erhalten Übungen zu einem Silbenteppich, dabei werden zu Beginn Zweierverbindungen aus einem Konsonanten und einem Vokal besonders gesichert, um das spätere Zusammenschleifen der Laute zu unterstützen. Die Kinder erlernen das bewusste Artikulieren von Lautfolgen mit Hilfe der sogenannten Pilotsprache und setzen die Silbengliederung als Unterstützung bei der Durchgliederung von Wörtern ein. Die Unterschiede in der Sprechweise offener und geschlossener Silben werden bewusst gemacht und damit ein Verständnis für lange und kurze Vokale angebahnt.
Den Leseerwerb beginnen wir mit einfachen lautgetreuen Wörtern (gelernte Buchstaben werden sukzessive eingesetzt und erweitert). Das Wortmaterial wird nach dem jeweiligen Schwierigkeitsgrad und den Fähigkeiten der Kinder ausgewählt und den Kindern zur Verfügung gestellt. Konsonantenhäufungen beispielsweise stellen am Beginn des Wortlesens eine große Herausforderung für die Kinder dar.
Die Kinder erwerben bei uns im Laufe der Zeit systematisch verschiedene Lesestrategien, die ihnen helfen, den Sinn von Texten zu erfassen und damit zu arbeiten. Dazu stellen wir den Kindern verschiedene Lesematerialien zur Verfügung. Hierbei berücksichtigen wir unter anderem auch Möglichkeiten der Lesehilfen durch Gestaltungsformen wie beispielsweise Schriftart, Zeilenabstand und Zeilenwechsel.
Bei Kindern mit Schwierigkeiten im Leseprozess überprüfen wir mit dem Celeco-Programm die Ursachen der Probleme und stimmen die individuelle Förderung darauf ab. Zum Teil setzen wir das Leseprogramm auch zur gezielten Förderung einzelner Kinder ein. In Einzelfällen führen wir mit dem Einverständnis der Eltern standardisierte Lesetests zu Lesegeschwindigkeit und/oder Leseverständnis durch. Kinder mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen (und/oder Rechtschreiben) erhalten eine erweiterte individuelle Förderung im LRS-Bereich und nehmen an der LRS-Förderung teil (siehe Rubrik LRS).
Der Leseprozess vollzieht sich insgesamt von den Basisfähigkeiten wie der phonologischen Bewusstheit über die Laut-Buchstaben-Zuordung zu Laut/Buchstabenverbindungen, hin zu Wörtern, von Wörtern zu Sätzen, zu kleinen Texten. Das Sinnverstehen gewinnt im Laufe der Zeit immer mehr an Bedeutung und neben dem Textverständnis geht es zuletzt auch um das Verständnis des Kontextes. Die Kinder sollen ihren eigenen Zugang zu Texten finden und sich über Texte austauschen, über Texte nachdenken können.
Lesehelfer
Zum Lesenlernen benötigen die Kinder viele Gelegenheiten, gemeinsam mit einem Gegenüber laut zu lesen, um die gesprochenen Laute mit den geschriebenen Buchstaben und Wörtern zu verbinden. In der Schuleingangsphase laden wir daher die Eltern und Großeltern gerne regelmäßig als Leseeltern in die Schule ein. Bei den älteren Kindern setzen wir das Tandemlesen als Methode häufig ein. Seit dem Schuljahr 2019/20 haben wir über das Programm „Mentor“ einen Leselernhelfer bekommen und sind darüber sehr froh.
Lesefutter
In unserer Bücherei können die Kinder nach ihren Interessen Lesefutter auswählen und auch mit nach Hause nehmen. Über das Leseprogramm Antolin gibt es zu den meisten Büchern Fragen und Aufgaben zum Inhalt. Gerne nutzen wir mit den Kindern Kinderbücher aus unserer Bücherei als Ganzschriften im Unterricht, um die Schülerinnen und Schüler an das Lesen ganzer Bücher heranzuführen und die Lesemotivation zu stärken. Hierbei arbeiten die Kinder beispielsweise in Lesekonferenzen zusammen und nähern sich gemeinsam einem tieferen Textverständnis an. Im Unterricht erhalten die Kinder Gelegenheiten, ihre Lieblingsbücher vorzustellen und sich darüber auszutauschen. Auf diese Weise motivieren sie sich gegenseitig, neue Bücher zu lesen und bauen ihre Leseerfahrungen weiter aus.
Um die Regelmäßigkeit von Leseübungen bei unseren Schülerinnen und Schülern zu gewährleisten, haben wir das Lesen neben dem Unterricht fest in der Lernzeit verankert. Hier ist Zeit eingeplant zum Vorlesen, zum gemeinsamen Lesen und zum individuellen Lesen. Zudem gibt es Leseangebote für die OGS-Kinder im Nachmittagsbereich.
Projekte und Aktionen zum Lesen
In Zusammenarbeit mit der Aachener Zeitung nehmen unsere Viertklässler seit vielen Jahren am Medienprojekt teil. Sie lernen dabei das Printmedium Zeitung (sowie die online-Version) näher kennen und lesen über einen Zeitraum von 4 Wochen intensiv die Tageszeitung. In der Auseinandersetzung mit dem Medium lernen sie fächerübergreifend Vieles über Aufbau, Zielsetzung, psychologische Strategien zur Lenkung der Aufmerksamkeit, Wirkung von Bildern und Werbung, Berufe im Medienbereich, Textformen, Informationsquellen usw.
Im Schuljahr 2019/20 haben wir mit Hilfe des Antolin-Programms einen Lese-Wettbewerb initiiert, bei dem die Kinder mit Feuereifer bei der Sache waren. In Kleingruppen konnten sie mit Hilfe selbst gewählter und einzeln oder gemeinsam gelesener Bücher Punkte sammeln und einen Preis gewinnen. Gewonnen haben am Ende natürlich alle, nämlich viele Leseerfahrungen und einige Kinder haben dabei die Lust am Lesen entdeckt.
Gemeinsam mit den Kindertagesstätten gestalten wir jedes Jahr einen Vorlesetag, an dem die Schulkinder den Kindergartenkindern aus einem selbst gewählten Buch vorlesen. Mit Stolz präsentieren unsere Schülerinnen und Schüler den Kleinen ihre Lesefähigkeiten. Sie machen sich Gedanken, welches Buch den Kindergartenkindern gefallen könnte und begründen ihre Auswahl gekonnt. Im Vorfeld üben sie ihren Lesevortrag und legen Wert auf die richtige Betonung sowie die Präsentation besonders spannender Textstellen und Bilder.
Unser Schullogo „Fiete Anders“ ist die Titelfigur eines Bilderbuchs von Ursula Koch. Die Kinder kennen verschiedene Geschichten des gestreiften Schafs und lieben sie. Durch die Auswahl und Umsetzung unseres Logos ist eine Freundschaft zu der Kinderbuchautorin entstanden, welche uns mit Autorenlesungen und Besuchen z.B. zu unserem Schulfest unterstützt und die Lesemotivation der Kinder fördert.
In den einzelnen Klassen gibt es zudem verschiedene Aktionen, um die Lesemotivation der Kinder zu wecken. Die Lehrerinnen wählen Lesematerialien nach den Interessen der Kinder aus. Besonders gerne mögen viele unserer Kinder Bilderbücher. Einzelne Klassen beteiligen sich an Aktionen der Stiftung Lesen, oder dem Welttag des Buches. Im Anhang befindet sich eine Liste mit gerne genutzten Bilderbüchern und Aktionen der einzelnen Kollegen, welche sukzessive erweitert wird.
Bilderbücher zu verschiedenen Themenbereichen
Thema: Umgang mit anderen
Die kleine Hummel Bommel
Lotte ist lieb
Irgendwie anders
Das kleine Wir
Das kleine Ich bin ich
Der Seelenvogel
Die kleine Motzkuh
Königin Gisela
Nulli und Priesemut
Lena und Paul
Probier´s mal mit Entschuldigung
Du gehörst dazu
Albin und Lila
Thema: Umgang mit Gefühlen
Kleiner Drache, große Wut
Heute bin ich
Der Grolltroll
Wohin mit meiner Wut?
Reime, Sprachrythmus
Anton aus Absurdistan
Mit Ottern stottern, mit Drachen lachen
Thema: Lesen und Schreiben lernen
Der Lesewolf
Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte
Post für den Tiger
Thema: Verlust, Tod
Gehört das so?
Hat Opa einen Anzug an?
Papa wohnt jetzt in der Heinrichstraße
Bildausschnitte, Zoom
Wimmelbilderbücher zu verschiedenen Themen
Zoom
Weitere Bilderbücher
Primel und das Alibi
Mimi und Mozart
Der Zauberlehrling